Wahl

Wir haben die Wahl. Immer.

Und am Sonntag hatten viele die Wahl.
In Frankreich. In Griechenland. Im Norden und in Thüringen.

Wählen als Recht, freiheitliches Bürgerrecht. Dafür sind sehr wenige zur Wahl gegangen. Die, die nicht gehen, wissen nicht, was Freiheit wirklich bedeutet. Und was es heißt, die Wahl zu haben.

Wofür haben die Menschen gewählt am Wochenende ?
In Deutschland wohl auf der einen Seite stark konservativ. Kommunalpolitik muss schnell Erfolge zeigen und Sicherheit bieten. Selbst die Veränderungen bei den Bürgermeistern sind immer ein Zeichen für das Bedürfniss, Sicherheit zu bekommen. Beständigkeit, Heimat erhalten, kein Risiko eingehen, Bekanntes genießen. Menschliches Bestreben und der schnellebigen Zeit gezollt.

Die Piraten ziehen alle Proteste an sich – die, die sie aus Protest wählen und die, die sich protestierend gegen sie wenden. Mitregieren will sie keiner lassen – noch ist das eine Situation, die die Piraten wohl eher begrüßen als bedauern. Öffentlichkeit und Offenheit macht auch angreifbar. Hier braucht man Stärke. Die ist noch nicht da, und Stärke bedeutet auch immer etwas Festes. Festhalten, Festen bauen, Fundamente erreichten für feste Bauwerke. Offene Tore und Türen laden ein und trojanische Pferde sind gefährlich. In jeder Hinsicht.

Ich wünsche mir, dass die Piraten wirklich beweisen, dass man keine Burgen braucht, um einen festen Standpunkt zu haben.

Frankreich und Griechenland – zwei Länder, völlig verschiedene Wahlausgänge und trotzdem sitzen beide im gleichen Boot. Im Boot Europa. Und beide brauchen Deutschland mit dem Kapitän Merkel. Die einen wollen, die anderen müssen mit ihr reden. Doch wie ? Pistole auf die Brust können die Griechen vergessen. Es gibt keine Zusagen ohne Gegenleistung. Und die Franzosen wollen andere Wege gehen, nicht so radikal, nicht so schmerzhaft, nicht so, wie die starke Frau in Deutschland den Kurs vorgibt. Ein wenig mehr Wendungen, ein wenig mehr in die See legen, ein wenig mehr die hohen Wellenberge umgehen und ab und an mal eine ruhige Insel anfahren.

Geradlinigkeit ist nicht der Griechen und nicht der Franzosen Politik. Hollande sieht sehr viel mehr die Stimmung auf dem Schiff Frankreich, nicht so sehr in der Flotte Europa. Wenn die Mannschaft meutert, kommt auch die Flotte kaum zum Ziel.

Was ist das Ziel von Europa ? Wenn darauf eine glaubwürdige und tragbare Antwort gefunden wird, dann kann man auch jeden einzelnen Kapitän daon überzeugen und jede einzelne Mannschaft.

Griechenland hat gerade den Kapitän und die Offiziere über Bord geworfen. Nun raufen sie – und werden wohl nach der Nichtakzeptanz der gewählten Parteien noch einmal wählen gehen. Ob wieder einige kielgeholt werden, bevor es einen neuen Kapitän gibt ? Jetzt nehmen sie in Kauf, dass die Flotte davon segelt. Allein, ohne Ziel. Vielleicht ist ja die Insel auch das Ziel, von dem aus man den Rest der Welt wieder entdecken kann…

Man hat die Wahl. Wir haben die Wahl.
Es kommt eben drauf an, was wir daraus machen.


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