Wenn der Krebs und der Tod gemeinsam auf der Matte stehen

Am 09.08.2022 ist für mich einen Moment die Welt stehen geblieben.

Ein Telefonanruf riss mich zu Boden, machte mich fassungslos und für Wochen danach fast sprachlos.

Ja, ich wusste, dass dieser Moment kommen würde – ich hatte nur zutiefst gehofft, dass es nicht so schnell geht. Ja, ich wusste, dass ich gut vorbereitet war – aber im Kopf fühlt sich das immer anders an als im Herz und in der Seele.

Da ist plötzlich ein großes Loch, in das man alle seine Wünsche, ungesagten Worte, Gedanken an Vergangenes und Zukünftiges hineinwirft und es einfach so verschwindet.

Da hat man plötzlich die Aufgabe zu funktionieren, zu organisieren, sich Vorwürfen zu stellen oder reden und tun zu müssen, obwohl man gar nicht die Stimme und die Kraft dazu hat. Ich bin wie betäubt umher gelaufen.

Von der Diagnose Bauspeicheldrüsenkrebs bis zum letzten Tag sind gerade mal 1 1/2 Jahre vergangen. Ein halbes Jahr davon war geprägt von Hoffnung, Besserung, Unternehmungen, Freude und Kraftschenken. Zeit gemeinsam verbringen können, viel miteinander reden dürfen. Der Rest war: Klinik, Reha, wieder Klinik, Palliativ. Meine Machtlosigkeit, das Zusehen müssen, wie der mir so nah stehende Mensch im wahrsten Sinne des Wortes vergeht – das hat mich sehr bitter werden lassen. Ich habe eine dicke Schutzmauer gebaut, keine Berührung mehr ertragen, Empathie verloren. Bis hin zum ständigen Streit mit meinen Liebsten, die das nicht verdient hatten. Aber ich konnte nicht mehr anders.

Und nun lebt sie nicht mehr.